Konzert
von Marion Krenn
Erfolgreiches Akkordeonkonzert
Das Akkordeon – oft belächelt – oft verkannt
(mk)Am Samstagabend haben die Wendlinger Akkordeonisten mit ihrer Dirigentin Christine Fischer-Fahs gezeigt, dass das Akkordeon eine große musikalische Bandbreite besitzt und auch in der Tongestaltung vielfältige und abwechslungsreiche Möglichkeiten bietet.
Mit viel Leidenschaft und Begeisterung für ihr Instrument präsentierte das Akkordeonorchester des ACW sein musikalisches Programm im Rahmen der „3. Wendlinger Kulturzeit“. Sehr erfreut und dankbar waren die Musiker, dass zahlreiche Zuhörer sich im Treffpunkt Stadtmitte einfanden, um sich auf ein neues Terrain mit einzulassen. Die Aktiven wagten die Symbiose aus „Klang und Wort – Akkordeon trifft Literatur“. Dies war auch als Überschrift des Konzertes zu verstehen.
Passend zu den ausgewählten Stücken wurden Texte aus verschiedenen literarischen Werken vorgetragen. Als Sprecher der Texte konnte Uwe Süßmann, Vorstand des Sängerbund Wendlingen, gewonnen werden. Und wie sich bewies, eine hervorragende Wahl. Mit großer Souveränität und viel Ausdruck verlieh Uwe Süßmann den Texten Leben und Dramatik. Die Textauswahl zum ersten Stück „Faust“, acht geflügelte Worte aus der berühmten Tragödie, von Hansjörg Staudacher, fiel leicht. Was bot sich mehr an, als die entsprechenden Textpassagen aus dem gleichnamigen Werk von Johann-Wolfgang von Goethe zu wählen. „Ihr naht euch…schwankende Gestalten“ wurde unterstrichen durch wogende Melodien des Orchesters. Oder bei „Mein schönstes Fräulein, darf ich´s wagen…“ konnte das Publikum hören, wie sie sich schüchtern ziert oder die musikalische Dramatik bei „Heinrich! Mir graust´s vor dir!“. Für das Orchester stellte dieses Stück eine besondere Herausforderung dar. Ges-Dur wechselte sich innerhalb weniger Takte ab mit E-Dur, um dann über D-Dur und Des-Dur wieder bei E-Dur zu landen. Manchmal wurde einem regelrecht schwindelig von den vielen Vorzeichen, Auflösezeichen und Doppelkreuzen, so eine Spielerin des Orchesters. Aber ein erfahrenes Orchester wie die Wendlinger meistert auch diese Aufgabe mit Bravour.
Beim zweiten Stück „Ländliche Musiken“, mit drei Sätzen, von Hermann Zilcher standen einem regelrecht „die Haare zu Berge“, als Uwe Süßmann vom „Neckargeist“ erzählte, der in der Johannisnacht die Badenden in sein nasses, tiefes Reich hinab zieht, um sein Opfer dann erst am dritten Tage frei zu geben. Gezeichnet mit dem blauen Ring am Hals, das unverkennbare Mal des Neckargeistes. Mit tiefen, lauten Tönen intonierte das Orchester dieses Motiv, um dann im Fugenthema die Verzweiflung des Ertrinkenden darzustellen. Der zweite Satz „Lied“ wurde begleitet durch den Text „Sommerabend“ von Heinrich Heine, wobei das Bad der Elfe beschrieben wird. Leicht und zart, fast durchsichtig agierte hier das Orchester. Beim derben „Rundtanz“ wurde vom Tanzen und Saufen erzählt, vom atemlosen Umarmen im Gebüsch. Man meinte fast, das Stampfen der Füße auf dem Tanzboden zu hören und zu spüren.
Bunt und lebensprall, sinnlich und sinnenfroh – so lässt sich das Stück „Transylvania“ von Helmut Quakernack am besten beschreiben. Entsprechend wurde aus dem Reise-Buch „Zwischen Wäldern und Wassern“ von Patrick Leigh Fermor ein kleiner Auszug vorgetragen. Darin schildert er diese heute so fremd anmutende, im Feuersturm des Zweiten Weltkriegs untergegangene Welt zwischen Okzident und Orient, die ganze Vielfalt der Völkerscharen und Völkerschaften.
Das letzte Stück „Das Dschungelbuch“ von Robert und Richard Sherman, führte das aufmerksame Publikum in den tiefen Urwald, in dem der Panther Baghira für das Findelkind Mogli eine Adoptivfamilie sucht und sie in der Wolfsfamilie auch findet. Ob Samba oder Dixie, Marsch oder fast psychodelische Melodien, im Falle der Schlange Kaa, das Akkordeonorchester fühlte sich jedem Anspruch gewachsen.
Bevor die 1. Vorsitzende Heidi Munding die Anwesenden zu einem Imbiss ins Foyer einlud, bedankte sie sich für die freundliche Aufmerksamkeit und den wohlwollenden Applaus, dem mit zwei Zugaben entsprochen wurde. Der Dank ging auch an Uwe Süßmann und an die Dirigentin Christine Fischer-Fahs. Erfreut zeigte sie sich, dass Vertreter von befreundeten Akkordeonvereinen und vom Deutschen Harmonika Verband anwesend waren und ihr Interesse gezeigt haben, ebenso Bürgermeister Steffen Weigel und Vertreter des Gemeinderates.